Samstag, 20. November 2010

Konfusion in Hörsaal XIII

Freitagnachmittag, 14:37 Uhr. Links von mir wird Stupid White Men gelesen, rechts hingegen Memory gespielt... Natürlich auf dem IPod... oder Iphone, whatever, auf jeden Fall nicht mit kleinen Kärtchen, das wäre wahrscheinlich auch zu auffällig. Ich hingegen bündele meine Aggressionen, die ich jeden Freitagnachmittag zwischen 14:15 Uhr und circa 16 Uhr habe. Vielleicht lenke ich mich auch einfach nur ab, damit ich nicht vollkommen wahnsinnig werde.

Sicherlich, die Referenten, meine Kommilitonen, die mit mir hier gefangen sind und von denen ich den Großteil doch recht gern habe, sind unschuldig. Sie erbringen auch nur ihre "Studienleistungen", wie ich die Erste für dieses Seminar nächste Woche um diese Uhrzeit erbringen werde, und halten deswegen Vorträge, die den Großteil der Anwesenden keinen Rattenschwanz interessiert.
Nicht einmal der Professor kann wirklich etwas dafür. In seinem Alter immer noch den Enthusiasmus aufzubringen, diese Begeisterung zu zeigen, mit der er uns jede Woche etwas beibringen möchte, obwohl er jedes Jahr das Gleiche erzählt, ist beneidenswert, dennoch kann er mich nicht damit anstecken.

Warum ich jedes Mal einen Hassanfall bekomme, wenn ich in diesem Hörsaal sitze? Die Antwort ist simpel: Es ist mein Seminar 3,5 zum Thema Geschichte Japans.
1. Semester: Allgemein Geschichte Asiens, Vorlesung unterteilt in Regionen und Länder.
3. Semester Geschichte Japans
4. Semester (das halbe Seminar zu diesem Thema): Kultur- und Geistesgeschichte Japans
Semester 3 und 4 waren jeweils im Rahmen des Moduls Ost- und Zentralasien.
Jedes Mal bekam ich das Gleiche zu hören, was den Inhalt angeht, wie soll sich die Japanische Frühgeschichte auch innerhalb eines halben Jahres ändern, wenn man nicht plötzlich in einem Paralleluniversum aufwacht oder ein humanoides Daten-Alien auf einmal die Realität verändert und das SEHR FRÜH ansetzt?
Sicherlich bin ich auch zum Teil selbst Schuld an meiner Misere, ich hätte ja auch in das Kulturseminar gehen können, aber da ich den Professor in diesem Seminar schon 3 Mal hatte, dachte ich, es wäre Zeit für jemand Neues. Zum Glück ist das, was ich aus dem Kulturseminar höre, in meinen Augen auch nicht so der Burner. (btw: Links von mir wird jetzt gemalt, rechts die 16924. Variante von Ballbreaker oder wie man das nennt gespielt, immer noch auf dem I-Whatever.)

Okay, das ist das Hasspotential, jedoch hat das nichts mit dem Titel zu tun. Was mich wirklich verwirrt, ist das für mich nicht zu erklärende Ziel des Methodenmoduls Japan, in dessen Unterseminar ich gerade sitze.

Kurze Erklärung: Methodenmodul Japan ist sozusagen das Abschlussmodul der Japanstudien im Bachelorstudiengang Asienwissenschaften in Bonn. Es ist unterteilt in:
  1. Das Hilfsmittelseminar. In diesen 90 Minuten in der Woche wird uns zum Beispiel beigebracht, wie man Wörterbücher benutzt und was für (Japanischsprachige) Lexika für den Japanologen interessant sind. Kommt super, besonders wenn man bedenkt, dass man dafür mindestens im 5. Semester sein muss, um daran teilzunehmen, also schon mindestens 2 Jahre in diesem Studiengang verbracht haben muss.
  2. Gesellschafts- oder Wirtschaftsseminar
  3. Kultur- oder Geschichtsseminar.
  Aus 2. und 3. muss man dabei jeweils eins auswählen.

Ich bin mit diesem Modul nicht glücklich, es ist weder wie angepriesen eine Vorbereitung auf die Bachelorarbeit, noch mit Seminartyp 2 oder 3 irgendwie sinnvoll. Es klingt vielleicht doof und finster, aber sie sind in keinster Art und Weise relevant, es gibt für diese Seminare keine Prüfung und man kennt alles schon. Deswegen gestalten zu 90% der Zeit auch die Studenten diese 4 Seminare, während die Dozenten... Ja, rumpimmeln.


Was mich verwirrt, ist das ich nicht checke, was man in jedem Seminar mit uns oder besser aus uns machen will. Der Eine will uns zu Soziologen erziehen mit Spezialisierung auf den Wertewandel der Gesellschaft nach dem zweiten Weltkrieg, was übrigens theoretischer Bullshit ist, der Andere bombt mich und meine Mitinsassen jeden Freitagnachmittag mit Geschichtstheorien zu, die, bei meinem eigentlichen Interesse für dieses Fach, mir zu hoch und definitiv zu viele sind. Ich werde voraussichtlich Japanologe, kein Historiker.

Was für einen Zweck hat dieses Modul? Man lernt nichts Neues und der Großteil ist theoretischer Unsinn, der vielleicht für 3% der Anwesenden interessant ist (ich weiß, ich wiederhole mich, aber irgendwie muss ich die Zeilen füllen). Der genannte Zweck ist zwar klar, jedoch schießt das gesamte Modul in meinen Augen daran vorbei, da ich, wenn ich an die Bachelorarbeit oder an einen möglichen Master denke (wo ich nur mal zur Info angeblich noch einmal das Selbe zu hören bekommen würde), Schweißausbrüche und das kalte Kotzen bekomme, da ich immer noch nicht schlauer bin, was mich dort erwartet. Denn der graue Rest von Wiederholung und theoretischem Bullshit kommt genau 2 Jahre zu spät, dementsprechend ist die Konzentration sehr weit unten.

Freitagnachmittag 15:32 Uhr, Person links ist gerade pinkeln, Person rechts macht gerade mit Hilfe von I-Blah Japanisch Hausaufgaben. Ich bin immer noch nicht schlauer, jedoch sind meine Aggressionen verpufft. Da das Seminar für heute in zehn Minuten beendet ist, gebe ich für heute auf, einen Sinn zu suchen, und bete, dass ich Ende Januar zur Prüfung den Durchblick habe... Oder nächstes Semester zur Bachelorarbeit... Oder spätestens im Master... Oder zumindest irgendwann!

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